INTERVIEW MIT László Lukács
(Designer von Hey-Mr)
Schuhe.
Leidenschaft, Design, Fetisch und Religion!
Ein Gespräch von Designer zu Designer.
von Karl Michael
Schuhe.
Leidenschaft, Design, Fetisch und Religion!
Wir tragen Schuhe.
Wir lieben Schuhe.
Viele sind gar süchtig nach ihnen.
Doch wie wird das Heiligtum Schuh erzeugt?
Welche Menschen stecken dahinter?
Der Newcomer der Szene,
László Lukács, Designer des Schuh- und Lederlabels Hey-Mr erzählt, was es bedeutet, Liebe und Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Karl Michael: László, als allererste Frage das, wovon Frauen träumen: Wie viele Schuhe besitzt du?
László Lukács, Designer von Hey-Mr.: Oh ja … das ist eine sehr gute Frage! Ich glaube ich besitze 45 - 55 Paar Schuhe.
Ich bin ein bisschen ein Schuhfreak, ich sammle Schuhe und werfe keine Schuhe weg. Es gibt welche die schon seit 10 Jahren in meinem Besitz sind. Ausgesucht werden sie dann nach Stimmung und Gefühl. Wenn ich einen schlechten Tag habe, trage ich alte Schuhe die mein Vater mir geschenkt hat, damit hab ich immer ein Stück Familie dabei - das ist ein Gefühl der Sicherheit. Bei Interviews zum Beispiel werden von mir selbst gemachte Schuhe getragen, denn dann habe ich auch mehr Selbstbewusstsein.
K.M.: Hast du privat einen Lieblingsschuh?
L.L.: Zwei Paar Maison Martin Margiela, die ich sehr liebe. Die habe ich letztes Jahr von meinem Vater als Geschenk bekommen, das hat mich sehr überrascht, weil er nicht so viel Ahnung von Mode hat, aber er wusste ganz genau, dass mir das eine Freude machen würde.
K.M.: Was hat dich dazu bewegt Schuhe zu designen? Und gerade Männerschuhe?
L.L.: Männerschuhe sind eine Marktlücke, außerdem habe ich das Glück, dass es meine Leidenschaft ist.
Einfach das Bedürfnis mit tollen Stoffen tolle Schuhe zu formen.
K.M.: Hast du ein Lebensmotto?
L.L.: Der Teufel steckt im Detail.
K.M.: Wo findest du deine Inspiration?
L.L.: Auf der Straße! Ich gehe durch die Stadt und halte immer die Augen offen. Zum Beispiel eine verrottete Wand oder eine verrostete Tür, deren Struktur wunderschön ist. Für mich ist solche „Zerstörung“ nichts negatives, eher wie ein Ornament oder ein Muster. Es ist fast unmöglich das Muster zu reproduzieren. Aber beispielsweise habe ich einen Maler gesehen dessen Schuhe voll mit verschiedenen Schwarztönen befleckt waren, das kann man als bewusste Inspiration nehmen und probieren diese Struktur zu erzeugen. Bei meinen Stoffdesigns arbeite ich dann mit Rosteffekten, Siebdruck, Säure oder sogar Edelschimmel um einen solchen Effekt zu kreieren.
K.M.: Was bedeutet für dich Hey-Mr. und wie kam es eigentlich zu dem Namen?
L.L.: Hey-Mr. ist quasi mein Leben.
Der Name ist entstanden durch das Rufwort: „Hey Mr.!“
Ich fand das sehr passend.
K.M.: Auf deiner Homepage Hey-Mr.com ist kein Foto und keine namentliche Erwähnung von dir, warum?
L.L.: Warum sollte es? Ich möchte nicht im Vordergrund stehen, ich arbeite nicht alleine. Ich habe ein Team mit dem ich zusammen arbeite. Man kauft Hey-Mr. Schuhe, nicht László Lukács Schuhe. Und ich muss nicht auf der Straße erkannt werden, es reicht mir wenn ich auf der Straße die Leute mit meinen Schuhen sehe.
K.M.: Wolltest du immer schon in die Modebranche?
L.L.: Ja! Es war immer schon ein Bestandteil meines Lebens.
Schon als Kind habe ich Kleider für die Puppen angefertigt.
Mit der Mode die ich mache kann ich mich ausdrücken. Es ist das was ich machen will.
K.M.: Möchtest du in Zukunft auch zusätzlich zu Schuhen etwas anderes entwerfen?
L.L.: Ja, wir machen jetzt auch passende Taschen zu den Schuhen.
K.M.: Willst du auch Kleidung machen?
L.L.: NEIN!
K.M.: Hast du ein Vorbild und wenn ja, welches und warum?
L.L.: Ich habe viele Vorbilder. Ich lasse mich von jedem inspirieren der mich auf eine neue Ebene bringen kann.
K.M.: Warum „handmade“?
L.L.: Das heißt Qualität.
K.M.: Als Designer schaue ich persönlich bei anderen Designern immer als erstes auf die Idee einer Kollektion. Das erste was mir aufgefallen ist, als ich deine Schuhe gesehen habe bei der Vienna Fashion Week 2013, war das auffällige Muster, wie kam es dazu?
L.L.: Ich wollte eine Verbindung schaffen zwischen einem Ornament und einer statischen Form. Für mich ist immer wichtig wenn ich etwas mache, dass die Leute fragen: ,Warum ist das so?‘ Und als Designer ist es wichtig, dass ich die Menschen irritieren oder aufregen kann, denn dann werden sie mich nicht vergessen.
K.M.: Gibt es ein Geheimnis wie man schlechte Qualität bei Schuhen erkennt?
L.L.: Man muss die Nähte, also das Nahtbild anschauen. Und die Verbindung zwischen Sohle und Schuh.
Oft ist die geklebt und das sollte sie nicht sein. Wenn die Sohle genäht ist weiß ich: das sind Qualitätsschuhe.
K.M.: Was ist für dich Schönheit?
L.L.: Für mich liegt die echte Schönheit verborgen im Detail und möchte erst entdeckt werden, doch die meisten Menschen machen sich nicht die Mühe. Also ist Schönheit für mich kein Begriff sondern eine Herausforderung. Was ich schön finde ist meist etwas was 99% der Menschen nicht sehen oder achtlos daran vorbei gehen, sie suchen meistens eine offensichtliche, oberflächliche Schönheit und ich suche eher die echte Schönheit.
K.M.: Bist du eitel?
L.L.: Eigentlich bin ich nicht eitel aber es ist für mich wichtig wie ich mich präsentiere.
K.M.: Gibt es für dich „den einen Schuhdesigner“? Wenn ja welchen und warum?
L.L.: Die einfachen Schuster und Schuhmacher, die sind ein Vorbild. Die haben eine sehr hohe Qualität erreicht, die mich sehr inspiriert.
K.M.: Welches ist deiner Meinung nach weltweit der beste Markt für Schuhliebhaber?
L.L.: Entweder Japan, da kann man sich richtig austoben, oder New York.
K.M.: Gibt es für dich einen „No Go“ Schuh?
L.L.: Espandrillos, die kann ich nicht verstehen. Warum kauft man einen Schuh der sofort kaputt geht?
K.M.: Abschließend noch eine Frage: Gibt es noch andere Projekte, die du in Zukunft verwirklichen möchtest?
L.L.: Ich habe viele Projekte die ich verwirklichen möchte, aber das bleibt noch mein Geheimnis.
K.M.: Danke schön László!
L.L.: Ich danke dir, ich freue mich, dass wir es endlich geschafft haben uns zu treffen.
Abschluss Satz:
Als Modedesigner ist es für mich natürlich eine besondere Ehre ein Interview mit einem anderen Designer zu führen.
Für mich ist László, ein aufgeschlossener und natürlicher Mensch, mit dem ein erstes Interview einem Gespräch unter alten Freunden gleicht.
Er ist sehr professionell wenn es um seine Arbeit geht und zu gleich die natürliche und lustige Person, die man in der Modebranche leider nur zu selten findet.
László, es war mir ein Volksfest! Danke.
P.S.: die großartigen Schuhe von Hey-Mr. sind erhältlich auf hey-mr.com (schaut sie euch an ihr werdet begeistert sein)!
Liebe Leser,
Ich hoffe das interview hat euch gefallen.
Cheers euer Karl