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Dienstag, 10. September 2013


INTERVIEW MIT ROBERTA MANGANELLI
(Agentur Chefin von Stellamodels)
Der Model-Zirkus während der MQ Vienna Fashion Week 2013
von Karl Michael



Die Telefone läuten ununterbrochen. Es ist sehr hektisch, man spürt förmlich - es ist „Fashion Week“!
Schönheiten so weit das Auge reicht. Die Wände der Agentur voll mit Hunderten Sedcards nationaler und internationaler Models von sogenannten „new faces“ bis Topmodels wie Florian Luger und Cordula Pflügel.
Roberta Manganelli führt nun seit mehr als 20 Jahren die erfolgreiche Modelagentur „Stellamodels“ sowie den „Elite Model Look Austria“. 
Die gebürtige Italienerin kennt jeden und jeder kennt sie.
Buchstäblich ein Lexikon der Mode von Designern, Stylisten und Fotografen bis hin zu den Supermodels - sie kennt sie alle.

Ich freue mich sehr, dass sie trotz ihres explodierenden Terminkalenders Zeit gefunden hat, mir mitten im Fashion Week Stress ein exklusives Interview zu geben.



Karl Michael: Roberta, als aller erstes: Wie geht es dir, in dieser wohl stressigsten Zeit des Mode Kalenders? Und wie bereitet sich deine Agentur auf den Stress der Fashion Week vor?

Roberta Manganelli: „Da das große Casting und Fitting einen Tag vor Beginn der „Week“ ist, wäre es ohne Vorbereitung natürlich auch nicht möglich. Nach so vielen Jahren wissen wir was passiert, wir kennen seit Wochen den „Kalender“ (die Shows), parallel haben wir schon Gespräche mit den einzelnen Designern geführt, um zu sehen: was wird gesucht und welches Model wird gebraucht. Aber trotzdem, und das ist interessant, bleibt es immer sehr spannend, und ein bisschen unberechenbar, bis man die Show sieht.“



K.M.: Du führst nun seit mehr als 20 Jahren eine erfolgreiche Model Agentur. Was ist dein Geheimnis um so lange in diesem harten Business zu bestehen?

R.M.: „Jeden Tag von Anfang anzufangen - es ist jeden tag neu. Weißt du, ich stehe jeden Tag auf und weiß: das ist dort wo ich sein will! Du weißt nie was passiert. Neue Models, neue Jobs - das macht es so lebendig. 
Deshalb habe ich nach so langer zeit noch keine Müdigkeitserscheinungen. 
Man bleibt am Puls der Zeit. Das ist Leidenschaft!“



K.M.: Was macht für dich Stellamodels aus?

R.M.: „Schöne Frage.
Wenn man sich bewusst für einen Berufsweg entscheidet wo es um Menschen geht und nicht um Produkte, muss man neugierig sein um zu sehen was werden kann aus einem 14 jährigen Mädchen in zehn Jahren, wohin wird die Reise gehen und wer wird die Person werden? Das könnte der Unterschied sein - wir sind Begleiter.
In diesem kreativen Leben jedes Einzelnen dabei zu sein und es mitgestalten zu dürfen.
Wobei ich hoffe dass jede Agentur so denkt!“



K.M.: Ich bewundere deine Erfahrung und die Leidenschaft für diese Arbeit. Wenn du an deine Anfangszeiten zurück denkst - was hat sich für dich verändert? Hat sich etwas verändert?

R.M.: „Es hat sich sehr, sehr viel verändert. Weil die Zeit sich verändert hat. Es ist ein Unterschied ob du Ende 20 oder Ende 40 bist. Wobei es mir heute viel besser geht als vor zwanzig Jahren, prinzipiell als Frau. Ich habe die Agentur eröffnet mit Ende 20. Ich hatte zwar viel Erfahrung, aber vieles war mir auch nicht bewusst. Ich habe studiert und hatte beruflich schon viel erlebt. Aber heute merke ich oft, ich könnte von den meisten Models die Mutter sein,    früher waren sie größtenteils so alt wie ich. Diese Erfahrung hat mich extrem verändert in der Zeit.“



K.M.: Hast du dir von Anfang an gedacht dass es so lange so gut laufen wird?

R.M.: „Selbstverständlich! Da habe ich keine Zweifel gehabt. Das war auch kein Plan B, die Leute die mich kennen wissen, wenn ich etwas anfange, koste es was es wolle,  das funktioniert.“



K.M.: Wolltest du immer schon in die Modebranche?

R.M.: „Ich bin damit aufgewachsen, ich komme aus Italien. Wir sind mit 16 mit  dem Bus nach Florenz gefahren zur Pitti Immagine. Mode war selbstverständlich. Seit Ende der 70er habe ich viele Trends miterlebt. Miterlebt, und auch selber an mir ausprobiert! 
... Alle mehr oder weniger 70er, 80er, 90er, everything.“ (lacht) 
„Ich kann mir ein Leben ohne Mode gar nicht vorstellen, das wäre ja wie ein Leben ohne Musik, ohne Bücher, ohne im Wald zu spazieren oder ohne Strand das ist einfach ...“



K.M.: Und war es für dich der richtige Weg?

R.M.: „Das ist interessant. 
Als ich in der Hochschule war habe ich sogar Preise gewonnen für Design und bewusst nicht für Modedesign, sondern für Industrial Design, dass fand ich extrem cool und witzig. Das war eine andere Zeit in Italien. Es gab Plattformen für junge kreative Leute. Man durfte etwas machen vor allem auch wirklich zeigen. 
Und dann stand schon die Frage im Raum: „werde ich Modedesignerin?“ .... das wollte ich aber nicht! 
Ich wollte die Ausbildung, die man meiner Meinung nach dafür benötigt, nicht angehen. Ich wusste ja nicht einmal ob ich das gut genug könne.
Danach wollte ich auf die Kunsthochschule, aber das war zu meiner Zeit ein „No Go“ für Leute, die gute Noten hatten.
Jedoch war ich schon neidisch weil meine jüngere Schwester durfte dann ein paar Jahre später auf die Kunsthochschule ...„es ändert sich alles“.
Mittlerweile bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe.“



K.M.: Und wie kam es dann zur Mode?

R.M.: „Ich habe in der Marketingbranche gearbeitet, nach Jahren habe ich dann gemerkt, dass es mir zu trocken und zu wenig war, auch wenn es cool und aufregend war. Aber ich habe etwas Neues gebraucht. Nachdem ich ein Jahr in Griechenland gelebt habe, kam ich nach Wien, mehr oder weniger planlos, ohne ein Wort deutsch zu sprechen. Und über Freunde, die Models waren kam ich wieder zur Mode, das war eine Offenbarung. Weil bei der ersten Modelagentur bei der ich gearbeitet habe, war es wie ein „Blind date“ mit einem neuen Beruf. Ich habe erkannt, es ist eine Mischung aus dem, was ich studiert habe und gleichzeitig dem, was ich mag - „Menschen“. Dann war ich mir sicher - das will ich machen!“



K.M.: Hast du ein Vorbild und wenn ja, welches und warum?

R.M.: „Wilhelmina Cooper.“ (Model und Gründerin der Agentur Wilhelmina Models)
„Sie hat eine Philosophie vertreten, die lautete: „Es heißt 
Modelagentur und nicht Kundenagentur“!. das fand ich einfach sehr inspirierend, kombiniert mit Schönheit, Eleganz und einer gewissen Souveränität. Sie hat einfach etwas ganz anderes aufgebaut. 
Eine tolle Frau, ich hatte leider nicht die Möglichkeit sie kennen zu lernen.“



K.M.: Was muss für dich ein Mensch haben um Model zu werden, abgesehen von Schönheit?

R.M.: „Lebensfreude, Ziele, ein Freigeist sein, keine Angst haben, man muss „da“ sein und die Kamera lieben.“ 



K.M.: Was ist für dich Schönheit?

R.M.: „Ahhh... Schönheit. Abgesehen von technischen Maßstäben, ein symmetrisches Gesicht, schöne Augen, vor allem expressive Augen! Kleine Nasen finde ich nicht so spannend und kleine Lippen finde ich auch nicht so toll. Und gegen Ohren habe ich noch nie etwas gehabt. Schöne Haare und schöne Haut sind sehr wichtig. Diese Klarheit, egal ob dunkel oder hell - einfach !Bang!. Genau dieses Glänzen und Leuchten ist das was einen Menschen wirklich schön macht.“



K.M.: Als Modedesigner höre ich oft, dass die Models auf den Laufstegen zu dünn sind. Was meinst du zu diesem Thema?

R.M.: „Zu diesem Thema habe ich schon zu oft meine Meinung gesagt.
Es gibt Models die von Natur aus dünn sind, die sind OK. Es gibt Models, die es einfach von Natur aus nicht sind. Die sollten aber besser nicht diesen Beruf ergreifen, weil das wäre ein Leiden ohne Ende. Und da fangen dann diese Probleme an, weil sie das Gewicht nicht halten können.
Aber das liegt alles nicht an mir, sie müssen in die Kleider passen und diese sind nunmal Größe 34.
Solange sie Gesund sind, ist es in Ordnung.“



K.M.: Viele sagen der Modebranche nach, sie sei oberflächlich und unpersönlich. Würdest du sagen das stimmt?

R.M.: „Auf keinen Fall! In dem Moment, wenn du zu einem anderen Menschen eine Beziehung hast, ist es alles andere als oberflächlich.“



K.M.: Gibt es für dich „das eine Supermodel“? Wenn ja welches und warum?

R.M.: „Für mich ist es nach wie vor Kate Moss! Weil sie eine Ausnahme ist und das ist sie seit 25 Jahren! Gerade weil sie nicht groß ist, es aber wegen ihres Charakters und dem unfassbaren Talent trotzdem schafft, ist sie noch immer Kate.“



K.M.: Es ist in aller Munde, dass Stellamodel Florian Luger in die Liga der Topmodels aufgestiegen ist. Ist es deiner Meinung nach im Vergleich zu den 90er Jahren schwerer geworden für ein Model von heute so erfolgreich zu werden?

R.M.: „Ja natürlich! Weil es gibt durch diese ganzen Internetplattformen jeden Tag einen neuen. Aber Florian hat einfach bewiesen, dass er wirklich das Zeug hat, um als Model erfolgreich zu sein - auch wenn er noch sehr jung ist.“



K.M.: Was bedeutet für dich persönlich Fashion Week?

R.M.: „Fashion Week ist ein großartiges Event, ein toller Wirtschaftsfaktor. Sozusagen unsere „Messe“. Eine Modebranche heutzutage ohne Fashion Week hätte keinen Sinn.“ 



K.M.: Welche ist deiner Meinung nach weltweit die wichtigste Fashion Week?

R.M.: „Oh Gott... das ist schwer zu sagen. Paris ist Paris, Mailand ist Mailand und New York ist New York. Aber auch die anderen Länder wie Russland, China, Dubai oder Berlin etc. sind nicht zu unterschätzen, die bewegen etwas. Um es Zusammen zu fassen, New York ist wirtschaftlich ein sehr wichtiger Faktor. Mailand hat eine fantastische Atmosphäre und ist großartig. Paris ist nach wie vor ein bisschen „french“ also exklusiver. Alle haben das selbe Ziel und das selbe Publikum, es werden überall verschiedene Sachen gezeigt und gerade diese Vielfältigkeit ist sehr wichtig. Und deshalb sind sie für mich alle und eben auch die neuen Länder sehr wichtig.“



K.M.: Gibt es einen Designer der Vienna Fashion Week auf dessen Show du dich diese Woche besonders freust? Und wenn ja, warum?

R.M.: „Weißt du, wenn ich jetzt einen Namen nenne, sind die anderen nicht glücklich. Aber natürlich freue ich mich mehr auf die, die ich besser kenne, von denen ich auch den kreativen Prozess beobachten konnte.“



K.M.: Was hat Wien im Bezug auf Mode was andere Städte nicht haben?

R.M.: „Ich weiß nicht ob es gut oder schlecht ist, aber ... dadurch, dass Wien einfach dieses wirtschaftliche „Backup“ nicht hat, bietet es vielleicht sogar mehr Freiheit, eben mehr Spielraum. Es geht nicht um Aktien. Das bleibt alles, leider, meiner Meinung nach, in einem kleinen Rahmen.“



K.M.: Du als Person, die immer in der  sogenannten „first row“ sitzt bei einer Modenschau, was trägt man deiner Meinung nach, wenn man auf eine Fashionshow geht?

R.M.: „Wenn du zu Chanel gehst trägst du Chanel und wenn du zu Armani gehst trägst du Armani. Falls die Möglichkeit besteht trägt man etwas vom Designer, das ist  für mich eine Form von Respekt.“



K.M.: Was empfindest du wenn du ein Model deiner Agentur auf einer Modenschau laufen siehst?

R.M.: „Es ist immer eine Emotion dabei. Ich konzentriere mich stark auf das Model. Besonders finde ich es wenn ein Model das erste Mal läuft.“



K.M.: Gibt es diese eine unvergessliche Show für dich?

R.M.: „Es gab 2008 eine Show in der Albertina, die ich mit Thang De Hoo gemacht habe, eine „weiße Show“. Jedes Outfit war fantastisch, einfach stimmig.“



K.M.: Was ist das schlimmste, das du bei einer Modenschau bis jetzt erlebt hast?

R.M.: „Es gibt eine Geschichte die eigentlich nicht so schlimm ist: „ Ich habe Tage verbracht mit einer wirklich sehr netten Dame von einer Firma, die ein „Schuh-Partner“ unserer Show war. Und wir haben geplant und überlegt pro Outfit die richtigen Schuhe, sprich Größen, Farben, etc..
Wir verblieben so, dass die Schuhe am Tag der Show geliefert werden. Und dann der große Schock! Im Endeffekt kamen komplett andere Schuhe an, auch in anderen Größen. Was natürlich furchtbar war weil das Konzept der Show darauf aufgebaut war.
Für mich war das damals einfach unverständlich, zu 100% unprofessionell! 



K.M.: Gibt es für dich ein „No Go“ Outfit?
R.M.: „Nein, generell nicht, es ist immer eine Frage von Interpretation und Kombination.“


K.M.: hast du ein Lieblingsstück in deinem Kleiderschrank?

R.M.: (lächelt) „Ich liebe sie alle!“



K.M.: Abschließend noch eine Frage. Gibt es noch andere Projekte, die du in Zukunft verwirklichen möchtest?

R.M.: „Ich will nach wie vor ein Mädchen aus Wien auf einem italienischen Vogue Cover sehen bevor ich sterbe. Und natürlich will ich den Elite Model Look Austria soweit bringen, dass es etwas wirklich besonderes und noch prestigeträchtiger wird.“



Zum Schluss noch ein paar persönliche Worte:

Ich kenne Roberta jetzt schon eine zeitlang und schätze sie sehr, vor allem ihre sympathische, offene Art. Und die Tatsache, dass sie eine wirkliche Powerfrau ist! Aber ich selber war bei diesem Interview überrascht, wie sie es schafft, trotz des Stresses dieser Woche einen schmalen Grat zwischen ernsthafter Business-Lady und warmherziger Freundin und Mutter entlang zu balancieren und dabei trotzdem immer ein Lachen und eine tolle Geschichte auf den Lippen zu tragen.
Roberta, ich danke dir, dass du mir und auch den Lesern einen Einblick gegeben hast was für eine beeindruckende Person die Frau hinter Stellamodels ist.

Liebe Leser,
ich hoffe euch hat das Interview gefallen
Cheers euer Karl

Interview: Der Model-Zirkus während der MQ Vienna Fashion Week 2013. 
10.09.2013 von Karl Michael

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